Koffer auf Reisen am Flughafen Hamburg
Fördertechnik mit NORD Antrieben
Der große internationale Flughafen Hamburg wurde in den letzten Jahren umfassend modernisiert und seine Kapazitäten erheblich erweitert. Der Terminal 1 wurde neu gebaut, die Fördertechnik des Terminal 2 komplett neu strukturiert sowie auf den neuesten Stand der Technik gebracht und die Lücke zwischen den beiden Terminals mit der neuen Airport Plaza gefüllt.
Hamburg Airport
Der Kunde im Blick
Angesichts steigender Passagierzahlen ist die effiziente Organisation von Transport und Lagerung essentiell.
Daher wurde im Rahmen der Neubauten und der Modernisierung eine zusammenhängende, alle drei Terminals erfassende Gepäckförderanlage konzipiert, die stündlich 8.700 Gepäckstücke verarbeiten und sortieren kann. Ausfälle müssen wegen der großen Fördervolumen vermieden werden. Gleichzeitig werden höchste Ansprüche an die Transporttechnik gestellt, da diese an die computerisierte Logistik angeschlossen ist, die jederzeit genau weiß, wo sich welches Gepäckstück befindet. Vor Ort wird daher intelligente, leistungsfähige und höchst flexible Antriebstechnik benötigt. NORD hat diese implementiert und erfüllt zudem die hohen Ansprüche des Kunden an seine Dienstleister hinsichtlich Instandhaltung und Wartung.
Die Luftsicherheit erfordert die Überprüfung der Passagiere und des Gepäcks vor der Beförderung. Auf internationalen Flughäfen geht der Trend dahin, die gesamten Gepäckkontrollen hinter die Kulissen zu verlagern und so für eine zügige, möglichst weitgehend automatisierte Verarbeitung zu sorgen. Alle Kontrollstationen sind in der zusammenhängenden Hamburger Anlage integriert. Hier wurde ein äußerst zuverlässiges und abnutzungsarmes System mit hoher Verfügbarkeit realisiert. Stillstandszeiten und Betriebskosten wurden minimiert, und jedes Gepäckstück kann mit dem leistungsfähigen Tracking&Tracing-System exakt nachverfolgt werden. Der vorhandene Raum wird optimal ausgenutzt; so wird Frühgepäck (z.B. vom Vorabend-Check-in) platzsparend geparkt und ist ohne erhöhten Arbeitsaufwand schnell in die Weiterverarbeitung eingespeist. Tracking&Tracing und die automatische Sortierung erlauben die wirtschaftliche und pünktliche Abfertigung selbst großer Gepäckmengen.
Projektanforderungen
Automatische Gepäckförderung durch alle Kontrollstufen
Am Check-in wird das Gepäck auf ein erstes Förderband geladen, gewogen und eindeutig gekennzeichnet. Hinter den 108 Check-in-Schaltern wird das Gepäck auf einem Sammelband entladen, das sie in die Gepäcksortierung transportiert. Die Fluggäste sehen es erst auf dem Zielflughafen wieder, sofern Passagier und Gepäck nicht zur Gepäckkontrolle aus Sicherheitsgründen wieder zusammengeführt werden müssen. In der Gepäckhalle außer Sichtweite der Fluggäste erfolgt die mehrstufige Identifizierung und größtenteils automatische Sicherheitskontrolle. Vollautomatisch werden zunächst die am Check-in zugeteilten Labels aller Gepäckstücke einzeln gescannt und für die Weiterverfolgung archiviert. Anschließend werden alle Gepäckstücke ausnahmslos vollautomatisch sicherheitsüberprüft, da nur als hundertprozentig sicher eingestuftes Gepäck im Flugzeug verladen werden darf.
Gepäckstücke, die die Kontrollstufen einwandfrei passieren, werden über Staustrecken und Beschleunigungsbänder auf Sortierrundläufen, sogenannten Sortern, mit Kippschalen vereinzelt. Die Beschleunigungsbänder müssen die Gepäckstücke präzise auf einer freien Kippschale positionieren, hierfür sind sie mit der Anlagenintelligenz verknüpft. Zu diesem Zeitpunkt ist dem mit mehr als 1.000 Sensoren ausgestatteten System exakt bekannt, auf welcher Kippschale sich welches Gepäckstück befindet. Zum gewünschten Zeitpunkt wird die jeweilige Kippschale auf einen für den richtigen Flug bestimmten Ladetisch entleert, von wo die Gepäckstücke dann vom Bodenpersonal in Gepäckcontainer oder Transportwagen für die Flugzeugbeladung verladen werden.
Anforderungsprofil und Herausforderungen: Antriebstechnik in anspruchsvoller Tracking & Tracing-Architektur
Im Flughafen Hamburg werden jährlich neun Millionen Gepäckstücke umgeschlagen. Für die Mitarbeiter der Gepäckabfertigung bedeutet das höchste Priorität auf Zuverlässigkeit der Förderanlage und Vermeidung von Störfällen: Wenn auch nur ein Anlagenteil ausfällt, entstehen Staus, deren Behebung einen unverhältnismäßig großen Zeitaufwand bedeutet.
In der Gepäckförderanlage erstrecken sich mehrere Kilometer Gurtförderer. Sie werden in der Gepäckabfertigung vielseitig zum Zusammenführen, Einschleusen, Aufstauen und Sortieren verwendet und sind optimal für horizontalen sowie auf- und absteigenden Transport geeignet. Das dezentralisierte Antriebskonzept für die Förderanlage wurde auf minimalen Verdrahtungs- und Installationsaufwand ausgelegt. Steckbare integrierte trio SK 300E-Antriebe von NORD, die im Wartungsfall schnell und einfach ausgetauscht werden können, be- und entschleunigen punktgenau. Der Frequenzumrichter ist direkt auf den Motorklemmenkasten aufgesteckt; eine Profibus-DP-Anbindung erlaubt die Ausführung sämtlicher Steuerungs- und Diagnosefunktionen aus der Ferne. Zusätzlich ist der Umrichter mit Reglern für die manuelle Anpassung der Laufrichtung und -geschwindigkeit ausgestattet.
Anwendungslösung
Robuste, steckbare Antriebstechnik von NORD macht die Anlage störunanfällig und kosteneffizient
An Kofferwendern und -aufstellern werden Frequenzumrichter des Typs SK 700E eingesetzt. Diese Schaltschrankgeräte sind für den mittleren bis oberen Leistungsbereich zwischen 1,5 kW und 160 kW ausgelegt und mit der Positioniersteuerung POSICON ausgestattet. Sie führen eigenständig relative und absolute Lageregelung aus und bieten somit eine kosteneffiziente Positionierlösung.
Ohne Ihre Arbeit zu unterbrechen : Neubau und Teilmodernisierung mit einem innovativen Getriebemechanismus
Mit der Erweiterung und Modernisierung wurde der Flughafen Hamburg für steigende Passagier- und Gepäckzahlen ausgerüstet. Derzeit zählt der Airport circa 15 Millionen Passagiere im Jahr. Teil des Gesamtkonzepts war es, erstmals eine einzige zusammenhängende Gepäckförderanlage zu realisieren. 2005 wurde dafür ohne Unterbrechung des laufenden Betriebs die Förderanlage des Terminals 2 umgebaut und modernisiert. Drei Jahre später konnten dann die bisher parallel laufenden Anlagen zu einer einzigen verknüpft werden. Die Sicherheitskontrollen des Reisegepäcks werden nunmehr vollständig im Untergeschoss abgewickelt. So wurden innovative, flexible und erstaunlich effiziente Zwischenlagerungslösungen ermöglicht. Zugleich wird für die Zukunft die Abfertigung von Transfergepäck zwischen verschiedenen Fluglinien erheblich vereinfacht.
Roger Mest, Betriebsleiter Elektrotechnik bei der Real Estate Maintenance Hamburg GmbH (Tochtergesellschaft der Flughafen Hamburg GmbH), hält die Umstellung im laufenden Betrieb noch immer für eine Meisterleistung aller Beteiligten. NORD hat hierbei ganze Arbeit geleistet. Dass der Flughafen Hamburg unweit vom NORD-Stammsitz liegt, war eher ein Zufall. NORD hat weltweit bereits viele Flughäfen ausgerüstet, darunter jene in Manchester, Liverpool und Birmingham, in Ottawa, aber auch in Johannesburg und Taipeh. Mest fasst zusammen: „Wir haben NORD als erfahrenen Flughafenausrüster ausgewählt. Dass wir damit Know-how aus der Region bekommen, ist ein Extrabonus. Uns war es wichtig, einen zuverlässigen Partner zu haben.“ Im Rahmen der Modernisierung hat die Flughafengesellschaft den Antriebslieferanten gewechselt. Mest: „Wir können uns bei den großen Umschlagmengen keinen Ausfall der Förderanlage leisten. Vor der Umstellung hatten wir wiederholt Probleme mit der Antriebstechnik; das war manchmal nervenaufreibend. Heute passiert das trotz einer Vervielfachung der eingesetzten Antriebe selten; die meisten Störfälle lassen sich vor Ort schnell beheben. Wir sind mit der installierten Technik sehr zufrieden. Vor allem wissen wir, dass wir auch Mehrbelastungen bewältigen können und die Flüge nicht wegen Ausfällen in der Anlage warten müssen.“